2016

Für 2016 habe ich mir im Grunde nur eines vorgenommen: Mehr schreiben. Viel mehr schreiben. Das ist insofern recht ambitioniert, da ich eigentlich lieber lese. Aber nur mit dem Lesen alleine kommt man nicht weiter. Es geht darum, sich schreibend dessen zu vergewissern, was das Gelesene und das Erlebte mit einem macht und wie man selbst dazu steht.

Überall gibt es Stimmen, die einem die Welt erklären wollen. Die können nicht alle Recht haben, aber es können sich auch nicht alle irren. Die Wahrheit liegt allerdings auch nicht immer in der Mitte. Manchmal sind die Dinge so widersprüchlich, dass einem nur die Wahl bleibt, entweder neutral zu sein oder sich für eine Sichtweise zu entscheiden, selbst wenn die Gegenseite ebenfalls gute Argumente hat.

Über das Schreiben den Weg zu einer Meinung finden, die man vor sich selbst und vor anderen vertreten kann. Herausfinden, was man für richtig und wichtig hält, wofür oder wogegen man kämpfen sollte und wofür oder wogegen man kämpfen muss.

Natürlich kann und muss man nicht zu allem eine Meinung haben. Aber man sollte zu möglichst vielen Dinge eine EIGENE Meinung haben. Und unter „eigene“ verstehe ich eine durch echte Kopf- und Herzarbeit selbsthergestellte Meinung. Je mehr Fragen es gibt, zu denen ich keine eigene Meinung habe, desto größer ist die Gefahr, dass ich mir die von jemand anderen aneigne, wenn ich mich diesen Dingen dann doch einmal stellen muss.

Ignorance is bliss, sagt der Engländer und wir: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Das mag auf gewisse Lebensbereiche durchaus zutreffen, zu meinem Lebensmotto möchte ich es trotzdem nicht machen. Ich ziehe das Wissen dem Nichtwissen immer vor, auch wenn das Leben dadurch ungemütlicher und kälter wird. Mit dem Nichtwissen verhält es sich wie mit dem Fehlen einer eigenen Meinung: Es ist ein Vakuum, das von anderen ohne mein Hinzutun aufgefüllt werden kann. Dann lieber weniger „bliss“, dafür Herr der eigenen Gedanken und Standpunkte.

Mut zur Meinung, Mut zum Irrtum, Mut zum Widerspruch und Mut zu widersprechen. Den Dialog nicht abreißen lassen, nicht den mit der Welt und nicht den mit sich selbst. Die vielen Stimmen von draußen nicht abwehren, sondern sich ihrer erwehren durch die eigene Stimme, auch wenn sie außer einem selbst niemand hört. Den wichtigsten Zuhörer hat man damit schon erreicht.

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