…schon 2003 schrieb Klaus Theweleit in seinem Buch „der knall“ über den israelisch-palästinensischen Konflikt:
„Zu diesem Konflikt selbst denke ich, dass Deutschen nach wie vor Zurückhaltung ansteht besonders in der ‚Beurteilung‘ oder gar Verurteilung israelischer Handlungen gegenüber Palästina. Die politische und menschliche Verpflichtung zur Solidarität mit dem Staat Israel sehe ich keineswegs aufgelöst durch ‚kritisierbare‘ Handlungen mancher seiner Funktionsträger. Es gibt genügend kritische Menschen auf der Welt und in Israel selbst, die nicht nur hinsehn, sondern sich auch äußern und zudem meist besser informiert sind. ‚Wir‘ sind für diese Funktion nicht vonnöten. Politische Wahrheiten sind im übrigen nie ‚abstrakt‘. Im Munde von Dummschnäbeln werden sie zu Dummheiten; Möllemänner können vielleicht etwas Zutreffendes über Schalke 04 aussagen; über Israel/Palästina können sie es nicht.“
Der Möllemann hat sich ja selbst erledigt, aber genügend andere sind an seine Stelle getreten und egal ob sie nun Gabriel, Steinmeier oder Maas heißen, es stünde ihnen wirklich besser an zu schweigen. Zumal sie regelmäßig denjenigen den Hof machen, die ihre Vernichtungsfantasien was die Juden betrifft, verbal hemmungslos ausleben.
Die von Theweleit angesprochene Kritik aus Israel selbst gibt es zu genüge. Man braucht nur zu sehen, welche Artikel in der israelischen Zeitung Haaretz erscheinen. Oder man nehme das Buch “Israel” von Eva Illouz zur Hand. Dagegen erscheinen die Verlautbarungen eines Todenhöfer, Tilo Jung oder wie sie alle heißen, wie die Versuche eines des Lesens noch unkundigen Vorschülers, eine Buchkritik zu verfassen.
Derweil ist es schön zu sehen, wie vielen Linken, BDSlern und sonstigen „Israelkritikern“ die Argumente verloren gehen in dem Maße, in dem mehr und mehr Teile der arabischen Welt realisieren, dass nicht Israel das Problem im Nahen Osten darstellt, sondern islamistische Verbocktheit, die von Teheran über die Türkei bis nach Gaza reicht. Das Schweigen der EU und vor allem Deutschlands zu dieser Entwicklung spricht Bände und zeigt deutlich, außer Lippenbekenntnisse kann Israel aus dieser Richtung nichts erwarten.
Noch sind die Abkommen neu, vieles ist noch Verlautbarung und die Entspannung sehr fragil, aber wenn nicht irgendein religiöser Fanatismus dieses Aufflackern von Vernunft, vor allem auf der arabischen Seite, wieder wegspült, wird der Nahe Osten sich in den nächsten Jahren grundlegend verändern. Nach und nach werden die arabischen Staaten verstehen, dass auf der Gewinnerseite zu stehen heißt, mit Israel zu stehen. Übrig bleiben auf der anderen Seite dann nur noch die völlig Verbohrten und täglich im Glaubenshass badenden, wobei zu hoffen ist, dass hier eine in ihrem Denken immer säkularer werdende Gesellschaft, wie zum Beispiel im Iran und auch der Türkei, den Herrschenden irgendwann einen Strich durch ihre fundamentalistische Rechnung macht.
Sollte dieser ganze Prozess so stattfinden, wird weder Deutschland, noch die EU eine Rolle dabei spielen. Deswegen sind ihrer gesamten Repräsentantenschar die Worte Theweleits ans Herz zu legen, am besten einfach die Klappe zu halten.