Kritik

In der momentanen Diskussion um den islamistischen Terror gibt es zwei Dinge, die mich besonders stören.

Da wäre zum einen die Forderung, Muslime sollten sich von den Taten des IS oder Daesh distanzieren. Was für ein Quatsch. Ich erwarte auch nicht von einem Katholiken, sich von der Homophobie seiner Kirchenführung oder der Armuts- und Leidenspornographie einer Mutter Theresa zu distanzieren. Was ich erwarte ist, dass sie damit leben können, wenn ich die Ideologie, die hinter dieser inhumanen Denkweise steht kritisiere.

Das andere ist der Vorwurf, wer den Islam kritisiere, verurteile damit automatisch alle Muslime. Auch diese Behauptung ist völlig haltlos. Jedem Menschen steht es frei zu glauben was er möchte. Wenn aber eine Idee das Potential zur Unterdrückung, Versklavung und sogar Auslöschung Andersdenkender enthält – und sei es nur bei einer einseitigen und wortwörtlichen Interpretation ihrer schriftlichen Niederlegung – dann darf sie nicht nur, dann muss sie Gegenstand der Kritik und der Bloßstellung sein. Und das trifft auf die Bibel (egal ob Neues oder Altes Testament) in gleichen Maße zu wie auf den Koran.

Jeder mag sich aus diesen Schriften seine Heils- oder Unheilsbotschaften herauslesen und sein Herz daran hängen. Es mag ihn trösten und vielleicht sogar zu einem besseren Menschen machen. Nur muss er akzeptieren, dass die gleichen Botschaften andere zu schlechteren Menschen werden lassen, weswegen diese Schriften niemals sakrosankt sein können und niemals den Status der Allgemeingültigkeit erlangen dürfen. Genau darauf zielt die Kritik. Nicht auf den einzelnen Menschen, der an etwas glaubt, sondern auf die Vorstellung, alle Menschen müssten daran glauben. Denn das bedeutet Extremismus: Das (oftmals gewaltsame) Ablehnen alternativer Welt- und Lebensanschauungen.

Im Umkehrschluss heißt Integration in eine säkulare und moderne Gesellschaft nicht, sich sämtliche Lebensgewohnheiten seines Umfeldes anzueignen, sondern das Andersartige als gleichwertig zu akzeptieren und auch hinzunehmen, dass jemand, der bisher die eigene Weltanschauung geteilt hat, dies aus irgendeinem Grund nicht mehr tut. Hier gibt es immer noch eine Menge an Nachholbedarf. Bei Muslimen genauso wie bei Christen.

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