Die blasphemische Formung der Gabelfrucht

Gastronomische Absurditäten

 

Betriebe ich ein Café, es hieße „Draußen nur Kännchen“, selbst wenn es gar kein Draußen hätte. Oder vielleicht, wenn es ein Draußen hätte, „Drinnen nur Tassen“.

*

 

In den späten Neunzigern eröffnete Hugo Streuselherz ein Restaurant im dritten Bezirk und es wurde für einige Jahre das Szenelokal schlechthin, obwohl er weder einen Koch beschäftigte noch irgendwelche Speisen servierte. Trotz der täglich wechselnden Menukarte, die sich immerhin über fünf kleinbedruckte Seiten erstreckte, bekam man dort in all der Zeit nur ein einziges Gericht. Eine dünne, leicht übersalzene Gemüsebrühe, die Hugo jeden Morgen aus einem Pfund Möhren, einem Selleriekopf, zwei Tomaten, einer Kartoffel und einem Strunk Petersilie kochte.

Am Tag der Eröffnung blieb das Restaurant zunächst leer. Freunden hatte Hugo verboten aufzutauchen. Er wolle, so hatte er immer wieder gesagt, die volle Wucht der Ignoranz ebenso auskosten wie den sich unweigerlich einstellenden Zuspruch, der einfach kommen müsse, bei so einer genialen Geschäftsidee. Worin die bestand war uns zunächst nicht klar. Die Gaststätte war klein, nicht sonderlich gemütlich, obwohl Berta, Hugos Freundin, dem Raum einen sardischen Charme verliehen hatte, indem sie ihn so dekorierte, wie das väterliche Restaurant in Arbatax. Als Bedienung aber, so Berta, stünde sie nicht zu Verfügung. Zu genüge habe sie sich die Füße wund gelaufen in ihrer Kindheit. Dafür hätte sie nicht den blauen Himmel Sardiniens gegen dieses dumme und stumpfe österreichische Grau eingetauscht, nur um auch hier wieder kulinarische Botengänge zu machen. Sie sei Malerin und male. Um nicht zu verhungern, dekorierte sie die Schaufenster beim Kaufhof.

Also übernahm ich, als Freund Hugos, Freund seiner Familie und verschmähter Liebhaber seiner jüngeren Schwester den Tresendienst.

Ein älteres Paar trat ein und setzte sich an einen Tisch in der Mitte des Raumes. Hugo flog sofort heran und überreichte die Speisekarten. Was man denn trinken wolle.

Ein Bier, so der Mann. Einen Veltliner, so die Frau.

Hugo kam zu mir hinter die Bar und ich fragte: Und nun?

Hugo sagte: Und nun ein Bier und einen Veltliner.

Hugo servierte die Getränke und fragte nach der Bestellung.

Den Lachs hätte sie gerne, sagte die Frau und erkundigte sich, ob der dazugehörige Salat mit Essig und Öl oder doch nur mit einer Marinade angemacht sei. Weder noch sagte Hugo, die heutige Salatlieferung sei dermaßen unter allen Qualitätsmaßstäben gelegen, da hätte er die ganze Fuhre stante pede zurückgeschickt. Seine Gäste, so Hugo, würden die Abwesenheit schlechten Essens bestimmt ebenso schätzen, wie den vollkommenen Gaumengenuss.

Die Frau nickte zustimmend. Dann halt nur den Lachs. Mit einem Kartoffelgratin.

Das könne er unmöglich tun, sagte Hugo. Kartoffelgratin zum Lachs? Im Juni? Ob die gnädige Frau denn nicht wisse, dass der Junilachs sich überhaupt nicht mit Kartoffeln vertrage, überhaupt sei der Junilachs ein sehr launiger Geselle und schmecke im günstigen Fall zwar hervorragend, hätte im Schnitt aber doch eher den Charakter einer alten Scheibe Weißbrot.

Es wäre sinnvoll, sprach Hugo hinein in das fragende Gesicht der Frau, ganz vom Lachs zu lassen. Er empfehle die Gemüsebrühe. Die sei, ayurvedisch-schamanisch ganz auf den Juni hin zubereitet und dazu äußerst schmackhaft.

Die Frau nickte – nicht überzeugt aber doch irgendwie erleichtert.

Hugo wandte sich dem Mann zu und an der Spannung, die seine Oberarme und die Schulterpartie ergriff, konnte ich erkennen, dass er von diesem Gast größeren Widerstand erwartete.

Ihm sei auch nach einer Gemüsebrühe als Vorspeise, sagte der Mann. Und danach das Rumpsteak mit Folienkartoffel.

Hugo notierte die Bestellung, nahm die Speisekarten und entfernte sich mit einem höflichen Dankeschön.

Und nun, fragte ich, als er hinter den Tresen trat.

Nun essen sie Gemüsebrühe. Wie alle meine Gäste.

Aber der Mann…

…wird Gemüsebrühe essen.

 

Und so kam es. Hugo servierte einen zweiten und einen dritten Suppenteller, beim vierten winkte der Mann ab und fragte nach seinem Steak worauf Hugo sagte, nun sei doch anstelle eines fettigen Fleischlappens eher ein Espresso und ein Grappa angesagt. Der Mann sah seine Frau an, die zustimmend nickte und der die Gemüsebrühe einen fettigen Glanz auf die Lippen gelegt hatte, welcher ihren Mann zunehmend von dem ablenkte, was um ihn herum geschah und er bezahlte, noch bevor die Espressos serviert wurden.

Irgendwann zwischen den Gemüsebrühegängen hatten zwei ältere Damen das Restaurant betreten. An ihnen  vollführte Hugo seine später so berühmt gewordene „home-delivery-performance“. Egal was sie bestellten, Hugo sagte stets, er müsse in der Küche nachfragen, ob jene Speise noch vorrätig sei. Nach einigen Minuten kehrte er mit zerknirschten Gesicht zurück und verkündete traurig, gerade in dem Moment, in dem er die Küche betreten hätte, sei die letzte Portion des gewünschten Gerichtes als Home-Delivery der Küche entwichen.

Ich erwartete einen Wutausbruch seitens der beiden Frauen, aber diese schienen Gefallen an dem Spiel zu finden. Sie bestellten die ganze Speisekarte, von der Nummer 1a bis 43b, tranken dabei die eine oder andere Flasche Weißwein und gaben sich schließlich mit einem kleinen Schälchen Gemüsebrühe und einem Wangenkuss von Hugo zufrieden.

Jeden Tag kamen mehr Gäste und nach einem Jahr waren wir das angesagteste Restaurant der Stadt. Die Leute wussten, dass es hier nur eine dünne Gemüsebrühe und eine bescheidene Getränkeauswahl gab. Was sie aber nicht wussten war, mit welchen Argumenten ihnen Hugo das Thunfischfilet, das Entrecote, den Hummer oder die Paella so madig machen würde, dass sie bereitwillig seine geschmacklose Suppe bestellten. Übrigens immer zu dem Preis des von ihnen ursprünglich ausgewählten Gerichtes.

Wir waren wie in einem Rausch. Ich überlegte mir ständig neue Gerichte für die Speisekarte und Hugo überlegte sich ständig neue Ausreden. Neben den Gästen kamen auch Journalisten und das Fernsehen. Einer dieser debilen Privatfernsehkochsendungseieraufschlager meinte doch tatsächlich, wir würden bestimmt bald einen Michelin-Stern bekommen. Für was, fragte ich mich. Für unsere Gemüsebrühe?

Jedes Märchen endet einmal und da wir nicht Prinz und Prinzessin, sondern nur Hugo und Sam waren, ging das alles sehr unromantisch zu Grunde. Irgendwann blieben die Gäste aus. Hugo schob es auf seine immer schwächer werdende Darstellung des „neglecting chiefs“, ich schob es auf die Fadheit unsere Gemüsesuppe. Da aber Rezept wie Aufführung in ihrem Kern sakrosankt waren, gab es keinen Spielraum für Reformen und das Schiff ging genau so unter, wie es erbaut worden war.

Hugo verließ die Stadt, nicht ohne mir einen großen Teil seiner Ersparnisse zu übergeben, damit ich sämtliche Schulden, die sich in den letzten Monaten aufgehäuft hatten, begleichen konnte. Wir standen vor seinem Auto und in einem spontanen Anfall von Gefühlsduselei umarmte ich ihn. Unwirsch wehrte er meine Zuneigung ab, ließ sich auf den Fahrersitz fallen und startete den Motor.

Vielleicht, sagte er, als er schon den ersten Gang eingelegt hatte und sein dürrer Sportwagen mit den Reifen scharrte wie ein ungeduldiges Fohlen, hätten wir einen Nachtisch anbieten sollen.

 

Das Restaurant gibt es heute noch. Es heißt Chez Hugo  und wir servieren neben den üblichen Getränken Sandwiches und gekochte Würste. Manchmal kommt es vor, dass ein Pärchen, eine Gruppe Freunde oder ein einsamer Gast die Speisekarte verlangen. Dann schaue ich kurz auf meinen Spickzettel und gehe zu dem Tisch.

„Sie wünschen?“

 

*

 

„Bloro haben sie gekündigt, weil der die Weißen schwarz gemacht und die Schwarzen weiß.“

„Der blöde Koch?“

„Wenn ich‘s dir sage.“

„Der kann ja noch nicht mal kochen. Wie will der denn Schwarze weiß machen?“

„Hat auch Weiße schwarz gemacht.“

„Noch blöder.“

„Nee, das ist wahr. Der hat, also der kocht ja nicht nur bei uns auf der Martin Luther, sondern auch für die George Bush Bush in da Bush. Natürlich nicht so einen Fraß wie hier, aber ich schwör‘s: Da kocht er auch.“

„Wie geht das, kann der sich so X-Men-mäßig spektral-dimensional aufteilen?“

„Nein, der taut hier nur Scheiße auf, dort drüben aber kocht er.“

„Oh, er kocht. Und wie macht er die Nigger weiß? Oder die Weißen zu Niggern?“

„Na, durchs Essen.“

„Wie, durchs Essen?“

„Die Weißen auf der George Bush Bush in da Bush bekommen nur so dunkles Zeug. Rote Beete,  mit Tintenfischtinte gefärbte Nudeln, Rotweinsoße, Dunkelbiersoße, Southtexas-BBQ- Sauce. You know?“

„Nope“

„Und die auf der MLH bekommen so weißes Zeug. Reis, Nudeln, Sahnesoße, Hühnerfleisch, Spargel, Schwarzwurzel.“

„Wieso Schwarzwurzel?“

„Weil die scheißeweiß ist.“

„Und das wirkt?“

„Dekan Beizer hat allen seinen Schülern verboten, ins Sonnenstudio zu gehen. Sie sähen schon aus, wie Bikinihüpfer an der Copa Cobana.“

„Die sehen doch immer so aus.“

„Aber nicht im Januar.“

„Und die von der Martin Luther High? Sind bestimmt schon so weiß, wie ein gepuderter Franzosenarsch.“

„Ja.“

„Wie ja…“

„Sind sie. Gehen zwar noch nicht als Paul Walker durch, sind aber schon weit jenseits von Benicio del Toro.“

„Paul Walker ist tot.“

„Na und, macht ihn das weniger weiß? Mann, der war so weiß, der brauchte einen Porsche, um ein bisschen Farbe in sein Leben zu bringen. Einen Porsche. Understand?“

„Was ist jetzt mit Bloro?“

„Sie haben ihn gefeuert.“

„Warum?“

„Weil er die Leute verfärbt.“

„Das ist doch Bulshit. Niemand verfärbt sich durchs Essen.“

„Behaupten die aber.“

„Wer?“

„Die Schulbehörde, das FBI, die NSA, seine Ex-Frau…“

„Seine Ex-Frau?“

„Sie meint, ihr extremer Busch schulde sich der vielen Kresse, die er auf die Sandwiches und in den Salat gepackt hätte.”

„Wo ist Boro jetzt?“

„Beim Sheriff.“

„Dann los.“

„Wohin?“

„Zum Sheriff?“

„Und dann?“

„Dann holen wir Boro raus.“

„Wieso?“

„Der ist unser nächster Obama. Friedensnobelpreis, verstehste? Kocht mal so eben die ganze Rassenscheiße weg.“

„Wolltest du dich schwarzkochen lassen?“

„Ich, wieso?“

„Naja, Rassenscheiße wegkochen hieße ja, einer müsste seine Farbe aufgeben.“

„Bist du verrückt?“

„Also wir kochen alle weiß?“

„Hast du eine bessere Idee?“

„Wir könnten den Boro…naja, er könnte einen Unfall… ist ja auch nicht mehr der Jüngste.“

„In dem Alter passiert schon mal was.“

„Sag ihm einfach, er soll ab sofort nur noch Tomatensoße machen.“

„Wie?“

„Ja, Pasta Soße aus Tomaten. Rot.“

„Aber dann würden wir ja…“

„Kann so schlimm ja nicht sein. Hatten wir doch früher auch.“

„Verlorene Eier in Senfsoße?“

„Warte, ich hau dir…“

„Shrimps mit Safran?“

„Gleich hab ich dich…“

„Grüner Tee mit Minze?“

„Du kleiner Wichser, warte…“

„Schokoladenkuchen?“

„Du…“

„Mit weißer Schokolade?“

„Du…“

 

*

 

Als mir Palmera ihren Buissinessplan vorlegte, hegte ich zunächst große Zweifel, was die Tragfähigkeit des Konzeptes betraf. Vegan, das war gut, das war hipp. Aber neben der, den Geschäften nicht abträglichen, ökologischen Orientierung ihrer Speisekarte, wollte sie unbedingt auch noch eine ökumenische Komponente einbringen.

„Das Religiöse und das Gesunde“, sagte ich, „schließen sich meistens aus.“

„Quatsch“, sagte Palmera und öffnete sich eine Dose Red Bull.

„Religion ist nur dann gesund, wenn sie keine Religion ist, sondern Buddhismus oder irgendeine Shangrilaspiritualität. Aber Religion, wie wir sie kennen ist ungesund. Sie verkürzt die Lebensdauer.“

„Quatsch“, wiederholte Palmera. “Außerdem sollen die Leute bei uns satt werden und nicht ihr Leben verlängern. Mir doch egal, wenn er einer tot umfällt. Solange vorher bezahlt hat.“

„Diejenigen“, sagte ich, „die in deinem Restaurant tot umfallen, werden dein geringstes Problem sein. Die Lebenden sind es, über die du dir Gedanken machen solltest.“

„Über die mache ich mir ja Gedanken“, zischte Palmera, „oder warum meinst du, dass ich schon seit Stunden über dieser vermaledeiten Speisekarte sitze?“

„Und“, fragte ich nicht wenig ironisch, „welchen Niederschlag hat deine Konfessionsumarmung im anstehenden Küchenplan gefunden?“

„Er hat sich mitten hineingesetzt wie die Faust aufs Gesicht.“

„Was gibt es also?“

„Gabelfrucht.“

„Gabelfrucht?“

Palmera nickte und warf ihren Notizblock auf den runden Tisch vor ihr.

„Gabelfrucht ist das interkonfessionelle Gericht schlechthin.“ Verkündete es, stand auf und machte dabei eine Pose, als hätte sie gerade einen Touchdown gemacht. Oder ein Tor geschossen. Oder ein Hole in One. Oder einen Slamdunk. Eine Gewinnerpose eben. Dennoch zitterte eine leichte Unsicherheit unter ihren Lidern.

Ich ignorierte diesen Hilfeschrei und fragte sie, was das eigentlich sei, Gabelfrucht.

„Früchte“ sagte Palmera. „Kleingeschnittene Früchte, die du mit einer Gabel essen kannst.“

„Man kann alles mit einer Gabel essen, wenn es denn nur klein genug geschnitten ist“, sagte ich.

„Du Dummerchen“, sagte Palmera und ich hatte für einen Moment den Eindruck, als wollte sie wirklich, dass ich verstand, was Gabelfrüchte sind, „ Kirschen oder Johannesbeeren sind keine Gasbelfrüchte, denn die kannst du auch so in den Mund stecken, ohne dass man sie klein schneiden muss. Eine Melone allerdings, oder eine Ananas, die muss man kleinscheiden. Das sind Gabelfrüchte. Gabelfrüchte ist all das, was nicht umweglos in deinen Mund kommt.“

„Und die“, fragte ich in dem Versuch, das interkonfessionelle Dilemma wieder zu thematisieren, „werden von allen gegessen. Juden, Christen, Moslems, Hindus, Scientologen.“

„Was diese Scheißscientologen fressen weiß ich nicht“, zischte Palmera.

„Aber alle anderen?“, fragte ich.

„Ja, alle anderen.“

„Dann steht das Konzept.“, sagte ich begeistert und Palmera nickte unter tränigem Lächeln.

 

Die Fork Fruit Lounge wurde ein voller Erfolg. Schon nach sechs Monaten schrieben wir schwarze Zahlen. Palmera wurde im New Yorkers erwähnt und irgendein übereifriger Blogger meinte sogar, Philip Roth dabei erspäht zu haben, wie er mit seinen dünnen Fingern eine noch dünnere Gabel gehalten und damit in einem Sunday Freshwater Bucket nach Kiwistücken geangelte hätte. An einem Sonntagmorgen. Im Palmera, denn so hatte Palmera ihren interkonfessionellen Gabelfruchtladen genannt, weil ihr, nach der Entdeckung der Gabelfrucht, scheinbar sämtliche Kreativität und auch Spontaneität abhandengekommen waren.

 

Tatsächlich wäre es fast eine dieser komisch traurigen Erfolgsgeschichten geworden, über die man zweitklassige Filme dreht und zu denen frustrierte Drehbuchschreiber immer wieder Zuflucht nehmen, wenn ihnen sonst nichts mehr einfällt. Aber Palmera scheiterte weder an sich selbst noch an den Umständen, sondere an einem Stück Gabelfrucht, welches einer ihrer unterbezahlten Hilfskräfte etwas schludrig geschnitten hatte, nicht wie befohlen als Kreuz im Sinne eines Multiplikationszeichens oder in Nachäffung der schweizerischen Fahne, sondern als ein echtes Christenkreuz, mit vertikal/horizontaler Begegnung im oberen Drittel. Dieses unglücklich geformte Stück Frucht wanderte in einer der Schüsseln, die mit „Horatios Breakfast“ beschriftet waren und neben den Früchten eine Menge Cerealien und Nüsse enthielten. Käuflich erworben wurde diese Schüssel von Presumio Attenborough, einem kurzbeinigen Baptistenprediger, den seine Gemeinde erst kürzlich verstoßen hatte, weil er in einem überschwänglich vorgetragenen Psalter der Liebe zur eigenen linken Hand etwas zu stark Ausdruck verliehen hatte. Nun befand er sich auf der Suche nach einem Entschuldungsobjekt, gemeinhin Sündenbock genannt. Auf direktem Wege war das nicht zu haben, aber irgendeine Machination des Bösen müsste doch aufzuspüren sein, um seine Schuld in deren unersättlichen Schlund abzukippen.

 

Was ihn in die Fork Fruit Lounge trieb – weiß der Teufel. Jedenfalls landete auf seiner Gabel das zum Kreuz geschnittene Stück Honigmelone, verkehrt herum allerdings, was Presumiio eine solchen Schrecken versetze, dass er die Früchte in hohen Bogen auf die Straße warf, laut aufschrie und, da er als guter Christ es schon immer ernst gemeint hatte, seine Pistole zog und den Kellner sowie Palmera, die gerade am Nebentisch abkassierte, sauber niederstreckte. Er selbst erlag den schneidig abgefeuerten Kugeln der anrückenden Polizei, nicht ohne noch einige der umstehenden Passanten zur Mitreise ins ewige Dunkel gezwungen zu haben.

 

*

 

Ich könnte das Café, falls es ein Draußen hat, natürlich auch „Draußen nur Tassen“ oder falls es kein Draußen hat, „Drinnen nur Kännchen“ nennen. Da ich aber noch überhaupt nicht weiß ob, und wenn ob dann wo ich dieses Café haben werde, sollte ich mich mit der Namensgebung nicht so schwer tun und sie nicht an Äußerlichkeiten festmachen. Ich nenne es einfach „Draußen nur Drinnen“.