Der Tlönfahrer hat sich entschieden.
10. März 2016 – noch drei Tage bis zur Wahl
Hessen hat gezeigt, wie man es nicht macht. Auch wenn sich die anfangs kolportierten Erfolge der AfD etwas heruntergerechnet haben, ist offensichtlich: Der Nichtwähler unterstützt durch seine Passivität die Rechten.
Und wer die AfD wählt, der unterstützt…die Linken. So jedenfalls hat es Julia Klöckner heute getwittert.
Zwar hat sie diese Aussage später noch relativiert…
…aber man kommt nicht umhin zu denken, da ist jemand ein wenig in Panik geraten. Offensichtlich befürchtet Frau Klöckner, es könnten doch wesentlich mehr CDU-Wähler zur AfD wechseln als aus dem rot-grünen Lager. Und wovor hat der CDU-Wähler, so scheint Frau Klöckner zu denken, noch mehr Angst, als vor den Rechten? Vor den Linken!
Hätte Julia Klöckner geschrieben: Bevor ihr die AfD wählt, gebt lieber der SPD eure Stimme – ich wäre sehr versucht gewesen, ihr mein Kreuz zu leihen. Aber so…
Eine Studie der Stuttgarter Universität Hohenheim hat festgestellt, dass die Wahlprogramme schwer verständlich sind. Dem kann ich zustimmen. Aber die meisten Parteien haben ja Kurzversionen auf ihre Seiten gestellt. Nur bei der CDU habe ich keine gefunden. Da muss man sich tatsächlich durch ganze 102 Seiten kämpfen.
Heute Abend ist die sogenannte Elefantenrunde, zu sehen im SWR ab 20:15. Allerdings ohne Malu Dreyer. Weil die AfD mit von der Partie ist. Sie schickt ihren Adjutanten. Soll der sich doch die Finger schmutzig machen.
Einen Erkenntnisgewinn wird diese Veranstaltung schwerlich bringen. Vielleicht wird die AfD bloßgestellt. Das dürfte ihre Wähler aber nicht abschrecken, ist das Ganze doch sowieso eine Aktion der System- und Lügenpresse.
Wer sich noch nicht sicher ist, sollte lieber den Wahl-O-Mat bemühen, als seine Entscheidung von einem solch oberflächlichen Schlagabtausch abhängig zu machen.
Apropos Wahl-O-Mat: Meine Nummer eins waren die Piraten, gefolgt von der FDP.
Ich muss zugeben, es kommt einem fast ein wenig banal vor, sich so intensiv mit einer Landtagswahl auseinanderzusetzen. Der Ausgang aller drei Wahlen am Sonntag wird zwar Auswirkungen auf die Bundespolitik haben, aber dennoch sind die Erschütterungen, welche die Politiker überall in Europa regelrecht kirre machen, so stark, dass man versucht ist denken, was sollen diese zwei blöden Kreuze daran ändern. Es widerstrebt dem Menschen, sich nur als kleines Rädchen in einer unübersichtlichen Maschinerie vorzukommen, aber das ist das Wesen der Demokratie. Der Einzelne findet in ihr nur als Teil einer Summe statt. Die kann aber ohne den Einzelnen nicht entstehen und je mehr sich diesem Prinzip verweigern, desto schwächer wird die Idee einer gemeinschaftlichen Entscheidung und kann sich immer weniger dem Ruf nach dem starken Mann oder der starken Frau erwehren.
Die Demokratie ist nicht deshalb die bester aller Regierungsformen, weil sie immer Gutes bewirkt, sondern weil sie Schlimmeres verhindert.
Und Merkel? Ich bewundere, wie sie in der Flüchtlingsfrage eine menschliche Haltung beweist und versucht, eine europäische Lösung zu finden. Allerdings ist es die Folge ihrer Politik, dass der Solidaritätsgedanke innerhalb der EU vollkommen erodiert ist. Sie hat in der Euro-Krise Wind gesät und erntet jetzt den Sturm. Dass die Türkei als letzte Option übrig bleibt, ist eine Bankrotterklärung der EU. Der Karren sitzt so tief im Dreck, dass man unwillkürlich denkt: Mit dem fährt so schnell keiner mehr.
Der Tlönfahrer nimmt jetzt den Wahlzettel und macht seine zwei Kreuze. Und wie immer, hofft er das Beste und erwartet das Schlimmste.
Edit: Hier der SPON-Artikel über die Fernsehdebatte gestern. Am interessantesten sind wohl die neuesten Umfragewerte, die Malu Dreyer jetzt vor Julia Klöckner sehen. Allerdings die FDP auch vor den Grünen. Das wird ein spannender Sonntag.