Cuenca

Wie du liegst

an grünen Flanken

inwendig glühender Berge

erinnere ich dich:

 

Schwarze Frauen am Fluss

über dessen steinigem Ufer

Häuser mit ihrem Einsturz drohen

alt und stolz

errichtet in einer Sprache die

schon lang keiner mehr spricht.

 

Das Weiß deiner Gassen

ist das Weiß des Nebels

den die Berge ausatmen

wenn die Sonne

an Zwergkiefern hängt

oder sich versteckt

hinter tausendfüßigen Hügeln.

 

Die blauen Kuppeln der Kathedrale

katzbuckeln nach Norden und Osten

Alabaster und Marmor

völlig verzettelt im Gestern

darunter knöchrige Schatten

blind für die Wände

an denen man bunt das Heute feiert.

 

Von einer fernen Schwester singst du

in fröhlichen Liedern

aber es sind deine wahllosen Väter

die dir jetzt die Straßen pflastern

die deine Mauern tapezieren

mit alten und neuen Lügen.

 

Trotzdem kannst du lächeln

ohne Zorn in den Augen

ohne mit dem Gelb deiner Zähne

um Almosen zu betteln

beim Tanz

und auf dem Markt

wo die Mädchen schön sind

wie Lagunen und Vulkane.

 

In meiner Erinnerung bist du eine helle Feder

im schwarzen Flügel einer traurigen Geschichte

bist der Traum der Caballeros

die letzte Dame der Anden.