Schlafbuch

17.09.2014

22:45

Die Nacht entkleiden:
Ihre schwarzen Brüste berühren
und den finsteren Schoß,
aus dem Träume fallen
wie die Tränen Ungeborener.

(Denn, was sind sie sonst
die Träume,
als Tränen von Un-
von Tot-
von Niegeborenen?)

 

Die entkleidete Nacht

Der Tag soll zur Ruhe fahren, doch lange zappelt er noch im Abendrot. Scharfkantig wie der Tod, zielt der Wind aufs Kinn. Niemand wagt Prophezeiung noch Gebet, bis das Dunkel wie Schildpatt gekocht und geformt ist. Ein Baum, in mächtiger Erregung, stemmt sich gegen die Uhr. Eine Stunde schneit herab und schickt zu Bett.
Im Liegen geschmiedete Übereinkunft:

1. Du sollst nicht
2.
3.
(…)

 

Eingewiesen
in das kleine Nest
der Zirbeldrüse
fresse ich die Pest

Abgewiesen
fern dem dunklen Fest
dem lakmussüßen
fresse ich den Rest

 

Warum trägt mein Vater eine Augenklappe? Er ist ein stattlicher Mann, der niemals ohne Krawatte das Haus verlässt. Seine Augen waren immer unversehrt und klar und blau. Aus dem gesunden Auge schwappt Wasser über sein Gesicht. Die Klappe bebt, als wolle sich darunter etwas hervortun. Das Meer oder Ärger, ich weiß es nicht. Wo ich doch so tief…

A.C. Seymor schreibt über das Nacktsein im Traum:
„Wo alles sich in Bewegung, im Strudel befindet, fühlt das Ich sich ständig fortgerissen. Nicht die erlebten Ereignisse beunruhigen es, sondern die ständige Bewegung. Eine Zielgerichtetheit, die der Träumende verspürt, als wäre sie von einer Gottheit verordnet, die ja tatsächlich der Traum selbst ist. Das Grundbedürfnis besteht darin, einen Ort zu finden, der zum Anker wird. Ist dieser gefunden, dient die Nacktheit sich diesem im selben Augenblick wieder zu entfremden. Steht man dem Bekannten gegenüber, wird man selbst durch Entkleidung und Bloßstellung zum Unbekannten, auf dass der Traum sich nicht auflöst. Während wir als bekleidetes und fest definierbares Ich durch eine unbekannte Traumwelt wandern, sehen wir als Nackter uns stets mit Bekanntem konfrontiert.“

…schlafe und das Zimmer vom Wind durchwandert wird, vom Atmen meiner Frau, vom Mondlicht, von einer Axt, die allem Leben den Kopf abschlägt. Und so denke ich eine Welle, die der Bibel noch fünfzig Psalmen und einige Prophezeiungen hinzufügt. Gott sitzt in seinem Sessel. Er hat auf mich gewartet. „Dein Vater“, sagte er, „hat was am Auge.“

 

Den Traum glaub ich meinem Spiegel nicht
Solange meinen Schlaf das Ich noch blendet
Die Furchen in dem Traumgesicht
Sind Lebenslinien unvollendet

Unvollkommen wie alles Sein und Werden
Wie der Schall, der im Wind verfliegt
Wie das Rohr, das im Wind sich biegt
Und bricht, aus Angst vorm Sterben

Doch gänzlich sind sie nicht verschwendet
Gänzlich ziellos nicht verwendet
Die Linie ist sich selbst das Ziel

Der Götter böses Spiel
Denen der Göttlichkeit zu viel
Die Göttlichkeit entwendet

 

Die Frau ist bereit zum Beischlaf. Aber sie wehrt sich, als ich ihr meinen Schwanz in den Mund schieben will.
„Was ist los?“, will ich wissen.
„Du könntest wenigstens fragen“, sagt sie und aus dem Kissen, auf dem sie liegt, wird ein Krokodil.

 

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5:30
Piep piep piep piep usw.

 

Die Nacht
Wickelt ein graues Tuch um ihre Brüste
Bedeckt den Schoß mit Tau
Nicht so, dass vielleicht sie’s wüsste
Nein, sie weiß es ganz genau
Dass nichts, was im Arm sie hielte
Länger währte, als ihr fahles Kleid
Und wer vom Tag zur Nacht hin schielte
Doppelt sieht.

 

5:39

Guten Morgen…

 

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