Im Traum der letzten Nacht besuchte mich meine Mutter. Ich lebte in einem Haus, das nur ein Zimmer hatte. Mutter stand in der Mitte des Raumes und man konnte ihr ansehen, wie unsicher und fremd sie sich fühlte. Besucht sie doch sonst nur Träume von Menschen, die sie für ihre Freunde hält.
Das Zimmer war voller unglaublicher Dinge – Bücher, Filme, Gedanken, Ängste, Flüche – die sie aus sicherem Abstand betrachtete. Manchmal bewegte sich Mutter in Richtung eines Regales oder hin zu einer Truhe, aber sie traute sich nicht etwas zu berühren. Es schien, als hemmte eine heilige Ehrfurcht die Lust ihrer Finger.
Irgendwann setzte sie sich auf den Boden, schaute mich an und fragte:
„Junge, und all das ist gut für dich?“
Das Haus faltete sich ein und für einen Moment lagen wir Zahn an Zahn. Dann blies es sich weit auf, so weit, dass zwischen uns Wälder und Wüsten wuchsen. Jahrelang suchten wir einander und fanden uns schließlich in einer Hütte. Darin brannte warm ein Kamin. Auf dem Esstisch stand eine Schneekugel, die mein Haus gefangen hielt. Ich gab sie meiner Mutter und sagte:
„All das ist gut für dich.“
Danach träumte ich noch eine Schrift mit dem Titel: „Wer zwischen Buchdeckeln lebt, darf sich nicht wundern, wenn er umgeblättert wird.“