03/X/14

In meinem Besitz befinden sich einige Dinge, die sich nicht von mir trennen wollen. Einige Male habe ich sie schon in die Mülltonne geworfen oder auf den Wertstoffhof gebracht, nur um sie anderntags wieder bei mir zu Hause vorzufinden. Verschenken, verbrennen, mit Säure übergießen oder in einem Gewässer versenken funktioniert ebenso wenig.

Da sind die alten Fußballschuhe, die ich nur ein einziges Mal getragen habe als ich unerlaubter Weise am Training des Fußballvereins meiner Heimatstadt teilgenommen hatte. Mein Vater hasste alles was mit Vereinen zu tun hatte, meinte, ich sei dort schlechten Einflüssen ausgesetzt und überhaupt könne ich im Garten viel besser kicken, als auf einem verletzungsfördernden Ascheplatz.

Die Krawattenklammer, die ich bei meiner Konfirmation trug. Ein kleiner Lapislazuli in Messing eingefasst. Die Klammer war aber so fest, dass meine Krawatte aussah, als wolle man sie mittig erwürgen.

Mein erster Roman, den ich auf der Hermes Baby meines Vaters innerhalb von drei Tagen heruntergetippt hatte. Ohne Absatz und mit sparsamer Satzzeichenverteilung. Aber einem unvergleichlich guten Plot. Jedenfalls für einen Zehnjährigen.

Eine Karte, die meine Mutter mir geschickt hatte, nachdem ich mit zwei Freunden eine WG gegründet hatte. Michel und Tom waren nicht gerade das, was meine Eltern sich unter einem guten Umgang für ihren Sprössling vorstellten, ich aber liebte die beiden und wollte gerne so cool und lässig sein wie sie. Wir trugen olivgrüne Parka, weite Cordhosen und Kufiyas. Auf der Karte war ein schwarzer Pinguin abgebildet, inmitten einer Schar weißer Vögel. Darunter geschrieben: Be yourself

Eine phallische Unmöglichkeit, die ich von einer Studienreise durch Griechenland mitgebracht hatte.

 

Ich frage mich, warum diese Dinge so unbedingt in meiner Nähe bleiben wollen. Und warum ausgerechnet diese. Unzählige andere Sachen habe ich schon weggeworfen oder verschenkt und sie kamen nicht zurück. Meine Freundin meint, sie seien wie Magnetsticker auf dem Kühlschrank. Sie wollten mich daran erinnern, etwas Wichtiges nicht zu vergessen.

Mag sein. Ich glaube eher, sie möchten mich einfach nur überleben.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert