Seit einiger Zeit sammele ich erste Sätze aus ungeschriebenen Romanen. Man findet sie überall, aber niemals vorsätzlich. Diesen hier entdeckte ich gestern bei meinem Therapeuten in der Couchritze (die Länge des Satzes und die leicht angestaubte Grammatik lassen mich vermuten, er steckte da schon eine ganze Weile):
„Obwohl sein Name das Gegenteil vermuten ließ, war Enrico Quasselstripp ein schweigsamer Mensch, der von sich behauptete, niemals dem Irrtum erlegen zu sein, aus dem Besitz einer Meinung ließe sich automatisch das Recht ableiten, diese auch unaufgefordert zu äußern.“
Vor drei Tagen lag dieser Satz hinter der Kaffeemaschine:
„An ihrem vierzigsten Geburtstag gab Sagitta Schütz endgültig die Hoffnung auf, jemals die Liebe ihres Lebens zu treffen.“
Heute fand ich beim Spazierengehen im Wald einen kleinen ersten Satz zwischen dem feuchten Laub. Wahrscheinlich hatte ihn jemand einfach weggeworfen, weil er an dessen Lebensfähigkeit zweifelte. Zunächst wollte ich ihn liegen lassen, aber er tat mir irgendwie leid. Also hob ich ihn auf und nahm ihn mit. So hilflose und unterernährte erste Sätze sind ja doch irgendwie niedlich. Er lautet:
„Jetzt haben Sie es bis hierher geschafft – dann können Sie den Rest des Buches ja auch noch lesen.“