Die Mauer

Ein lautes Rumpeln, dann Türenschlagen und Stimmen. Theodor, der gerade dabei war den Morgenkaffee aufzubrühen, stellte den Wasserkocher auf die Spüle und ging zum Fenster.

Im Hof vor seinem Haus stand ein großer LKW, aus dem Männer kletterten, die wie Bauarbeiter aussahen. Das Fahrzeug war mit Backsteinen, Sand und Zement beladen, dazu zwei Schubkarren und einige Schaufeln. Theodor schüttelte verwundert den Kopf.

Seine Frau kam in die Küche und fragte, was da draußen los sei.
„Arbeiter“, meinte er.
„Hast du welche bestellt?“, wollte sie wissen.
„Nein. Du?“
Die Frau schüttelte den Kopf.
„Dann werde ich einmal nachsehen, was die wollen“, sagte Theodor, schlüpfte in eine dünne Jacke und ging hinaus.

Drei der Männer waren gerade dabei Zementsäcke abzuladen, während zwei weitere mitten im Hof begonnen hatten, ein schmales Fundament auszuheben.
„Guten Morgen die Herren!“, rief Theodor. Die Arbeiter erwiderten den Gruß mit einem kurzen Kopfnicken.
„Darf man erfahren, was Sie hier tun?“, fragte Theodor in die Runde, bekam jedoch keine Antwort. Die Männer sahen nicht einmal auf. Also ging er auf einen zu, der sich gerade einen Sack Zement auf die Schulter gewuchtet hatte.
„Was machen Sie hier?“
Der Mann schaute ihn mit kleinen Augen an.
„Wir bauen eine Mauer“, sagte er, schob sich an Theodor vorbei zu den schon abgeladenen Zementsäcken und ließ seine Last von der Schultern rutschen.
„Ich habe keine Mauer bestellt“, sagte Theodor, „das muss ein Missverständnis sein.“
„Keine Ahnung“, sagte der Mann, schnappte sich eine Schaufel, sprang auf den LKW und begann Sand in den Hof zu schippen.

Theodor wandte sich einem anderen Arbeiter zu.
„Mein Herr, was machen Sie hier? Ich habe keine Mauer bestellt.“
„Keine Ahnung“, sagte auch dieser. „Wir sollen hier eine Mauer bauen, mehr weiß ich auch nicht. Und jetzt stören Sie bitte nicht weiter.“
Sprachs und fuhr fort, Zement unter den Sand zu mischen.

„Ich möchte ihren Chef sprechen“, forderte Theodor nachdem er einen kurzen Moment nachgedacht hatte.
„Der Chef kommt heute Mittag, wenn wir fertig sind“, sagte der Mann ohne seine Arbeit zu unterbrechen.

Theodor kehrte ins Haus zurück.
„Und, was machen die?“, erkundigte sich seine Frau.
„Sie bauen eine Mauer.“
„Eine Mauer? Hast du denn eine bestellt?“
„Nein, habe ich nicht! Was wollen wir mit einer Mauer mitten im Hof?“
Die Frau goss ihrem Mann einen Kaffee ein und stellte die Tasse auf den Küchentisch.
Theodor setzte sich.
„Heute Mittag käme der Chef, haben sie gesagt. Der wüsste, was das soll mit dieser Mauer.“
„Stand in der Zeitung etwas von Baumaßnahmen?“
„Nein, nichts. Aber wenn schon. Es ist unser Hof, da kann doch niemand einfach etwas draufbauen.“
„Willst du zur Polizei gehen?“, fragte die Frau während sie von einem Laib Brot einige dünne Scheiben herunterschnitt.
Theodor überlegte einen Augenblick.
„Noch nicht. Ich warte bis der Chef kommt. Ich will keinen Ärger mit der Polizei.“
„Gut“, sagte die Frau, „dann lass uns frühstücken und warten.“

Nachdem Theodor fertiggegessen hatte, ging er wieder auf den Hof. Die Arbeiter hatten inzwischen mit einer erdfeuchten Betonmasse das Fundament aufgefüllt und waren gerade dabei die Ecksteine zu setzen. Lang würde sie ja nicht werden diese Mauer, höchstens vier Meter. Theodor überlegte, welchen Sinn es haben könnte, ausgerechnet an dieser Stelle eine Mauer zu bauen. Doch was ihm auch einfiel, nichts erschien plausibel. Einige Male kam er in Versuchung die Bauleute zu fragen, was für einen Nutzen ihre Arbeit nun haben solle, aber er verkniff es sich in der Annahme, sowieso keine Auskunft zu erhalten. So blieb ihm nichts anders übrig, als zuzusehen wie die Mauer Schicht um Schicht wuchs. Als sie selbst den größten der Männer um mindestens einen halben Meter überragte, beendeten diese ihre Arbeit, räumten alles übrig gebliebene Material sowie ihr Werkzeug auf den LKW und fuhren, wiederum mit einem Kopfnicken grüßend, davon.

Theodor betrachtete die Mauer, die nun wie ein eigenartiges Denkmal inmitten seines Hofes stand. Das war gute Arbeit, dachte er, zweifellos. Und schnell waren sie gewesen. Ein wenig schwankte die Wand, aber der Mörtel war ja noch frisch.

Da fuhr ein Auto auf den Hof. Ein Herr mittleren Alters stieg aus dem Wagen. Er trug eine saubere Arbeitshose und einen Stoffhut mit schmaler Krempe. Der Mann grüßte Theodor mit einem knappen „Guten Tag“ und wandte sich sofort der Mauer zu. Er maß ihre Länge und überprüfte mit einer Wasserwaage, ob sie im Lot stand. Dann nickte er, was Theodor als Zeichen der Zufriedenheit deutete. Als der Herr mit seiner Begutachtung zu Ende gekommen schien, hielt Theodor den Moment für gekommen, nach dem Sinn dieser Aktion zu fragen.

„Keine Ahnung“, sagte der Mann und wollte schon wieder in sein Auto steigen.
„Aber“, rief Theodor und stellte sich so nah an den Wagen, dass der Fahrer die Tür nicht mehr schließen konnte, „ich habe keine Mauer bestellt! Ich verlange eine Erklärung.“
Der Mann sah ihn abschätzig an. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, so bedrängt zu werden.
„Ich kann Ihnen nichts erklären“, sagte er, „wir hatten eine Anweisung vom Amt, die wir befolgt haben.“
„Eine Anweisung?“, fragte Theodor. „Um hier eine Mauer zu bauen?“
„Ja“, erwiderte der Mann.
„Für mein Haus? Für diese Adresse?“
Der Mann griff nach einem Zettel, der auf dem Beifahrersitz lag und las:
„Wiesengrund 1, das ist doch hier, oder?“
„Ja.“
„Na sehen Sie. Es hat alles seine Richtigkeit. Treten Sie bitte zur Seite, ich habe noch andere Baustellen zu begutachten.“
Theodor machte einen Schritt zurück, doch ehe der Mann die Tür schließen konnte, fragte er noch schnell, welches Amt die Anweisung gegeben hätte.
„Das Bauamt natürlich“, bekam er zur Antwort und im gleichen Augenblick startete der Wagen und fuhr vom Hof.

Nun denn, dachte Theodor, dann werde ich wohl dort einmal nachfragen und machte sich, nachdem er etwas gegessen hatte, auf den Weg in die Stadt.

Das Amt befand sich in einem flachen Gebäude, das aus einem langen Flur bestand, von dem mehrere Zimmer abgingen. Theodor wählte die erste Tür auf der rechten Seite, klopfte und trat ein. Hinter einem großen Holzschreibtisch saß ein Mann, ins Studium eines Bauplanes vertieft. Der Beamte sah auf und Theodor konnte erkennen, dass er ein Glasauge trug aus dem kleine Tränen heraussickerten.

„Eine Mauer?“, fragte der Beamte, nachdem Theodor ihm sein Anliegen geschildert hatte. „Im Wiesengrund 1? Da muss ich nachsehen.“
Er stand auf und öffnete einen langen Schrank, der voller aufgerollter Pläne war. Dort wurde er aber offenbar nicht fündig und entschuldigte sich für einen Moment. Nach einer geraumen Zeit kam er zurück, setzte sich wieder hinter den Schreibtisch und richtete ein feuchtes und ein trockenes Auge auf Theodor.
„Ja“, erklärte er, „die Mauer ist bestellt worden und auch genehmigt. Es gibt also keinen Grund zur Klage.“
„Aber“, wollte Theodor wissen, „wer hat sie denn bestellt? Und warum?“
„Keine Ahnung“, sagte der Beamte.
„Alle haben keine Ahnung, das ist eigenartig oder?“ Theodors Stimme klang gereizt, was sein Gegenüber zu verärgern schien.
„Man braucht keine Ahnung haben“, sagte dieser, „wenn es eine Anweisung und eine Genehmigung gibt.“
„Ich möchte ja nur wissen“, versuchte Theodor sich zu erklären, „von wem die Anweisung stammt und wieso sie gegeben wurde. Es handelt sich immerhin um mein Grundstück. Ich habe Rechte.“
Der Beamte grinste. „Auf Rechte pochen alle gerne. Rechte, mein Herr, sind kein Grund Dinge anzuzweifeln, die ihre Ordnungsmäßigkeit haben. Und in Ihrem Fall hat alles seine Ordnung. Ich glaube, das wäre es dann auch.“
Damit vertiefte er sich wieder in den vor ihm liegenden Plan.

Theodor wollte sich noch nicht geschlagen geben.
„Mit wem kann ich sprechen, um herauszufinden, wer die Anweisung gegeben hat? Wenn Sie mir das sagen, sind Sie mich auf der Stelle los.“
Der Beamte seufzte und ohne aufzuschauen sagte er: „Ich prüfe und genehmige. Woher die Anweisungen kommen, ist mir egal. Ich kümmere mich nur um meine Angelegenheiten und das sollten Sie auch, wenn dieser Ratschlag erwünscht ist.“
„Ich kümmere mich um meine Angelegenheiten!“, rief Theodor. „Eine Mauer auf meinem Hof, eine von mir nicht gewollte und völlig sinnlose Mauer ist wohl meine Angelegenheit.“
Wiederum seufzte der Beamte und wischte sich mit dem Hemdsärmel über das Gesicht.
„Wenn es Ihnen so wichtig ist, dann beschweren Sie sich doch beim Bürgermeister. Auch wenn ich nicht glaube, dass Sie dort irgendwie erfolgreich sein werden. Wenn er überhaupt mit Ihnen spricht. Jetzt gehen Sie bitte. Sie halten mich von wichtiger Arbeit ab.“

Theodor verließ das Büro und schlug die Tür zu. Dann also zum Bürgermeister, dachte er, aber wie es der Beamte schon vermutet hatte, wurde er nicht vorgelassen. Einer der Sekretäre bemerkte, wenn das Bauamt sage, alles sei richtig, verhielte es sich auch entsprechend und man müsse mit solchen Lappalien nicht den Bürgermeister aufhalten. Überhaupt, was denn so schlimm wäre an dieser Mauer. Sie könne ihm womöglich noch gute Dienste leisten und Theodor solle sie als ein Geschenk ansehen, über das es sich zu freuen gelte, anstatt übereilig Beschwerde einzulegen.

Wieder zu Hause, setzte sich Theodor auf die Holzbank neben der Haustür und dachte nach, ohne dabei den Blick von der Mauer zu wenden. Als schon die Dämmerung eingebrochen war und seine Frau ihn mehrmals zum Essen gerufen hatte, stand er auf, ging in den Holzschuppen neben dem Haus und kam mit einem Vorschlaghammer wieder. Mit einigen kräftigen Schlägen brachte er die Mauer zum Einsturz. Da lag sie nun, in mehrere Teile zerbrochen. Aber das reichte ihm noch nicht. Immer wieder schlug er auf die Bruchstücke ein, bis nur noch ein Haufen Schutt übrig blieb.

Am nächsten Morgen weckte ihn das gleiche Gepolter wie am Vortag. Die Arbeiter waren wieder vorgefahren, diesmal allerdings mit zwei Lastwagen. Auf den einen schaufelten sie den Schutt, der andere war mit neuem Material beladen. Theodor überlegte, ob er rausgehen sollte, zog dann aber vor, vom Fenster aus zu beobachten, was draußen vor sich ging. Kaum hatten die Arbeiter den Schutt aufgeladen, begaben sie sich erneut ans Werk. Ein oder zwei Mal bemerkte Theodor, wie einer der Arbeiter zum Haus schaute und verständnislos den Kopf schüttelte. Aber ansonsten verrichteten sie ihre Arbeit genauso gewissenhaft und schnell, wie den Tag zuvor.

Kurz nach Mittag stand die neue Mauer. Kaum waren die Arbeiter verschwunden, kam auch der Chef, um die Arbeit zu begutachten. Wie seine Arbeiter, sah auch er ab und an zum Haus herüber und machte dabei ein Gesicht, von dem Theodor nicht wusste, ob es nur Verständnislosigkeit ausdrückte, oder doch schiere Verachtung.

„Was willst du jetzt tun“, fragte Theodors Frau, „sie wieder abreißen?“
Theodor schwieg zunächst. Dann sagte er:
„Wenn ich sie jetzt abreiße, steht morgen eine neue da. Das ist genauso sinnlos, wie die Mauer stehen zu lassen. Ich verstehe das nicht. Wie kann man so beharrlich etwas derart Nutzloses tun?“
„Nur weil du den Grund nicht kennst, muss es ja nicht nutzlos sein, oder?“
„Es gibt keinen Grund. Wenn es einen gäbe, dann hätte man ihn mir mitgeteilt. In diesem Fall könnte ich etwas dagegen unternehmen. So aber zwingt mich diese Sinnlosigkeit dazu, es einfach hinzunehmen.“
„Vielleicht“, meinte die Frau darauf, „kann man die Mauer ja doch für irgendetwas gebrauchen.“
„Und für was?“, erwiderte Theodor gereizt.
„Du könntest einen Haken daran befestigen und eine Leine von der Mauer bis zum Haus spannen. Zum Wäscheaufhängen.“
Theodor sah seine Frau ungläubig an.
„Wir haben hinter dem Haus genug Wäscheleine gespannt. Ich werde diese Mauer nicht irgendwie nutzen, nur damit sie einen Sinn ergibt. Das ist doch töricht. Ich werde sie einfach ignorieren, das werde ich tun.“
„Ja“, sagte die Frau, „vielleicht ist es so am besten. Mich stört sie eigentlich gar nicht.“
„Mich auch nicht mehr“, sagte Theodor, griff sich ein Magazin und begann zu lesen.

Am Abend klopfte es an der Tür. Theodor öffnete und sah vor sich einen großgewachsenen Mann in Uniform.
„Schön guten Abend“, sagte der Soldat, „ich bin Major Ontolok. Darf ich hereinkommen?“
„Aber bitte“, sagte Theodor und ließ den Offizier eintreten.
„Ich habe gehört“, begann Ontolok, nachdem er in einem Sessel Platz genommen und sich einen Cognac hatte servieren lassen, „Sie haben ein Problem mit der Mauer auf ihrem Hof.“
„Nun ja“, sagte Theodor vorsichtig, denn er hatte mit Offizieren keinerlei Erfahrung, „es war eine rechte Überraschung dieses Bauwerk. So ohne Ankündigung und ohne Erklärung.“
Der Major nickte verständnisvoll. „Überraschungen hat man nicht gerne, wenn man das ruhige Leben liebt.“
Theodor stimmte zu.
„Dennoch“, fuhr der Major fort, „sind sie oftmals das Salz in der Suppe des Lebens. Sie können unsere Sicht auf die Dinge verändern, zeigen neue Gesichtspunkte, lenken das Denken in andere Bahnen.“
„Das mag auf einige Überraschungen zutreffen“, meinte Theodor, „auf diese allerdings nicht.“
„Warum?“, fragte Ontolok sichtbar erstaunt.
„Weil diese Mauer keinen Zweck erfüllt“, sagte Theodor bestimmt.
Der Major nahm einen Schluck Cognac, lobte dessen Qualität und ließ sich etwas Zeit bevor wieder ansetzte.
„Wer sagt denn, dass sie keinen Zweck erfüllt?“
„Mir jedenfalls wurde keiner mitgeteilt, obwohl ich versuchte auskünftig zu werden.“
„Das heißt aber nicht, dass es keinen gibt, oder?“
„Natürlich nicht“, gab Theodor zu.
„Sehen Sie, nichts geschieht ohne Grund. Es könnte doch sein, dass man die Arbeiter beschäftigen musste, damit sie wieder in Lohn und Brot stehen, und so hat man sie diese Mauer bauen lassen. Das wäre ein Grund, meinen Sie nicht?“
„Ein Grund ja, aber kein vernünftiger. Ein für mich akzeptabler Grund muss vernünftig sein, ansonsten ist es nur ein Vorwand, der einen anderen, tiefer liegenden Sinn verschleiert. Wenn es so wäre wie Sie sagen, warum dann ausgerechnet in meinem Hof und warum ausgerechnet eine Mauer, die keinerlei Nutzen hat, außer nur dazustehen. Wollte man die Arbeiter beschäftigen, ließe man sie etwas machen, das dem Wohl aller dient und Zeit wie Geld wirklich lohnt.“
„Ich merke“, sagte der Offizier mit einem Lächeln, „sie lieben es, die Dinge bis zum Ende zu denken. Das ist gut. Aber auch ein bisschen gefährlich.“
„Gefährlich?“
„Denken ist immer gefährlich, weil man sich irren kann. Gerade dann, wenn einem nicht alle Fakten vertraut sind und man aufs Spekulieren angewiesen ist. In einem solchen Fall ist es manchmal gesünder, die Dinge so hinzunehmen wie sie sind, ohne alles zu hinterfragen. Man schläft dann besser.“
„Ich schlafe gut“, sagte Theodor trotzig. „Und ich kann durchaus auch manches hinnehmen.“
„Aber nicht diese Mauer.“
„Wenn es sein muss, auch diese Mauer.“
„Und warum haben Sie sie dann zerstört?“

Mit dieser Frage wurde Ontoloks Gesicht ernst und Theodor erschrak, obwohl er von Anfang an vermutet hatte, der Offizier sei vor allem deswegen gekommen, weil er die Mauer niedergerissen hatte.
„Es ist mein Grund und Boden“, sagte Theodor entschlossen, „darauf kann ich machen, was ich will. Eine solche Mauer brauche und will ich auch nicht.“
Ontolok erwiderte nichts, sondern sah Theodor nur aus leicht zusammengekniffen Augen an.
„Aber“, sagte Theodor schließlich, da ihm das Schweigen unangenehm war, „ich habe mich entschlossen, die Mauer nun stehen zu lassen. Vorerst zumindest. Das heißt…“
„Ja?“, fragte Ontolok in die Pause hinein, die Theodor machte.
„Das heißt, ich lasse sie stehen, wenn Sie mir sagen, wofür sie da steht.“
„Den Grund?“
„Ja, den Grund.“
Der Offizier erhob sich.
„Gut. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.“

Ontolok leerte im Stehen das Cognacglas, bedankte sich nochmals und ging.

Kurz darauf legte sich Theodor schlafen.

Am nächsten Morgen, es begann gerade hell zu werden, stand der Offizier erneut vor der Tür. Er bat Theodor nach draußen zu kommen. Dort sah er, dass Ontolok nicht alleine war, sondern von sechs Soldaten begleitet wurde. Zwei von ihnen nahmen Theodor in die Mitte und führten ihn zu der Mauer. Dann stellten sich die Soldaten in einer Reihe vor Theodor auf, legten ihre Gewehre an und auf Ontoloks Zeichen hin feuerten sie.

 

Abends saßen die Soldaten zusammen und tranken. Als Ontolok die Baracke betrat, stand einer von ihnen auf und sagte: „Herr Major, die Kameraden behaupten, der Mann im Hof, den wir heute füsiliert haben, hätte gelächelt.“

Ontolok betrachtete seine Männer. Feine Kerle mit groben Gesichtern. Er mochte sie.

„Natürlich hat er gelächelt“, sagte er, setzte sich mit an den Tisch und ließ sich einschenken.

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