05/III/16

Als Kind hatte ich neben den üblichen Albträumen auch ein Albgeräusch. Es war ein scharfkantiges Pfeifen, das langsam anschwoll und schließlich meinen ganzen Kopf anfüllte während die Dunkelheit hinter meinen geschlossenen Lidern zu einem schwarzen Teig aufquoll, der mir die Augen langsam in den Kopf drückte.

Das Albgeräusch kam immer kurz vor dem Einschlafen, genau in dem Moment, wo die Gedanken sich im Strudel der schwindenden Sinne verlieren wollten. Sobald es einsetzte, war ich wieder hellwach, traute mich aber nicht die Augen zu öffnen. Wie gelähmt lag ich in meinem Bett. Es war, als würde ich in diesem Geräusch ertrinken und nur mit letzter Kraft konnte ich mich schließlich aufsetzen und nach Luft und Stille schnappen.

Wie Albträume, haben auch Albgeräusche wenig Interesse an Erwachsenen. Nur manchmal kehren sie wieder um nachzusehen, ob sie uns damals wohl genug geschadet haben. So kommt es beizeiten vor, dass ich, wenn ich mich schlafen lege, ein leises Surren vernehme, so dünn, als träufele mir jemand Spinnfäden in die Ohren. Dann sickern alte Schrecken ins Herz und treffen auf Narben, die ihre Kindheit als frische Wunden nicht vergessen können. Unter ihrer blassen Haut schlummert der gefürchtete Ton und gibt sich damit zufrieden, Erinnerung zu sein.

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