Willkommen im 17. Jahrhundert!

Wenn man sich die Analyse von Amed Rashid in der New York Review of Books durchliest, kann einem das Gefühl beschleichen, auf die islamische Welt kommt das zu, was das christliche Abendland vor gut vierhundert Jahren durchlebt hat – einen innerkonfessionellen Waffengang, der sich über einen langen Zeitraum erstreckt, überregional geführt wird und auf dessen Schlachtfeldern im Namen Gottes Hegemonialfantasien blutig ausgelebt werden.

Der Gedanke ist erschreckend, zumal dieser neue “dreissigjährige Krieg” mit der Technologie des 21. Jahrhunderts geführt wird.Als einziger Silberstreif am Horizont bleibt die Hoffnung, der Islam möge am Ende die gleiche Entwicklung durchleben, die im christlichen Europa spätestens mit Beginn des 18. Jahrhunderts einsetzte. Der Weg dahin aber wird, und das ist das verheerende, gepflastert sein mit Millionen von Toten. Wie damals – nur schlimmer.

Eine gute Zusammenfassung über den derzeitigen Informationsstand in Sachen IS/ISIS/ISIL findet man auch hier.

 

 

Erbsünde

Die Idee der Erbsünde ist nichts anderes, als ein auf alle Menschen ausgeweiteter Rassismus. So wie jemand aufgrund seiner Hautfarbe, Nationalität oder Stammeszugehörigkeit als weniger wertvoll betrachtet werden mag, dichtet dieses theologische Konzept jedem Einzelnen einen Makel an, den er mit seiner Geburt empfangen hat. Von den drei großen monotheistischen Religionen hat nur das Christentum den Edenmythos zur Urwunde der Menschheit erklärt, die einzig mit göttlicher Hilfe geheilt werden kann. Der von den Juden erwartete Messias hat keine solche Heils- oder Erlöserfunktion und dem Islam ist der Begriff der Erbsünde unbekannt, wenngleich sein kruder Chauvinismus mitunter ähnlich verheerende Folgen hat. Es ist eine Errungenschaft des Christentums diese menschenverachtende und körperfeindliche Anschauung fein säuberlich in seine Theologie eingeflochten zu haben und damit jeden Menschen von Geburt an zu diskriminieren.→ weiterlesen

Juden raus!

Beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union wurden einige Teilnehmer gezwungen, die Veranstaltung zu verlassen. Nicht etwa, weil sie aus Israel kamen, sondern nur, weil sie Juden waren.

Unter den Anwesenden befand sich unter anderem der Generalsekräter der UNO Ban-Ki-Moon, sowie der spanische Ministerpräsident.

Zu lesen hier.

Dazu ebenfalls sehr lesenwert.

 

 

29/VI/14

Seit einiger Zeit sammele ich erste Sätze aus ungeschriebenen Romanen. Man findet sie überall, aber niemals vorsätzlich. Diesen hier entdeckte ich gestern bei meinem Therapeuten in der Couchritze (die Länge des Satzes und die leicht angestaubte Grammatik lassen mich vermuten, er steckte da schon eine ganze Weile):

„Obwohl sein Name das Gegenteil vermuten ließ, war Enrico Quasselstripp ein schweigsamer Mensch, der von sich behauptete, niemals dem Irrtum erlegen zu sein, aus dem Besitz einer Meinung ließe sich automatisch das Recht ableiten, diese auch unaufgefordert zu äußern.“

Vor drei Tagen lag dieser Satz hinter der Kaffeemaschine:

„An ihrem vierzigsten Geburtstag gab Sagitta Schütz endgültig die Hoffnung auf, jemals die Liebe ihres Lebens zu treffen.“

Heute fand ich beim Spazierengehen im Wald einen kleinen ersten Satz zwischen dem feuchten Laub. Wahrscheinlich hatte ihn jemand einfach weggeworfen, weil er an dessen Lebensfähigkeit zweifelte. Zunächst wollte ich ihn liegen lassen, aber er tat mir irgendwie leid. Also hob ich ihn auf und nahm ihn mit. So hilflose und unterernährte erste Sätze sind ja doch irgendwie niedlich. Er lautet:

„Jetzt haben Sie es bis hierher geschafft – dann können Sie den Rest des Buches ja auch noch lesen.“